PRESSEMITTEILUNG

(english version below)

 

 

Franziska Furter

 

Waves and Particles

 

10. November – 22. Dezember 2018

Eröffnung: Freitag, 9. November 2018, 18 ­­­– 20 Uhr

 

Wir freuen uns sehr, Ihnen neue Arbeiten von Franziska Furter (*1972 in Zürich) in ihrer vierten Einzelausstellung in unserer Galerie zu präsentieren. Der Titel der Ausstellung gibt einen Hinweis auf das Sehangebot und erlaubt viele Assoziationen: Einerseits sind Wellen und Teilchen Begriffe aus der Quantenphysik, andererseits verweist diese Bezeichnung auf einen Bildtitel von Mary Heilmann und schliesslich fallen alle in der Ausstellung gezeigten Arbeiten in der einen oder anderen Form unter diese beiden Begriffe.

 

Wie immer bei Franziska Furter entstehen ihre Ausstellungen in der fortlaufenden Entwicklung von Werkgruppen. Sie arbeitet akribisch genau; wie eine Wissenschaftlerin betreibt sie ihre Bildexperimente und gestaltet skulpturale Gebilde. Immer wird die Künstlerin als handelnde Person in ihren Arbeiten fassbar. Kunst ist für Sie, wie für Marcel Duchamp, das Machen. Dabei benutzt sie unterschiedliche Techniken und bedient sich verschiedener Verfahren.

 

Den ersten Raum der Galerie bestückt Franziska Furter mit einer dreiteiligen Papierarbeit aus der Serie der Refractions. Dabei handelt es sich um Entwicklungen der beiden Werkgruppen Coronas und Turbulences, die auf dem gleichen Prinzip der Herstellung, nämlich einer Form des Marmorierens beruhen. In ihrem aktuellen Atelier im Londoner East End steht ein mit Wasser gefülltes Becken, in das sie ölhaltige Tusche und ein wenig Oberflächenspannung erzeugende Seifenflüssigkeit giesst. Die Farbe verteilt sich auf der Wasseroberfläche. An einem bestimmten Punkt zieht die Künstlerin das entstandene Bild von der Wasseroberfläche mit einem Blatt Papier ab. Sie strebt im Gegensatz zu den Coronas keine Darstellung von Kreisformen an, sondern bricht gezielt den Kreis und erzeugt an- und abschwellende schwarze Linien auf dem Papier, die in der aneinandergefügten Reihung einerseits auf Horizonte und Wellen verweisen, oder in der Aufsicht Flussläufe erahnen lassen. Oft werden die Linien im daneben positionierten Blatt über die Bildbegrenzung hinaus weiter geführt – manchmal brechen sie auch abrupt ab. Diese mehrteiligen Bildergruppen lassen an Flügelaltare des späten Mittelalters denken, in denen die Landschaft und der Handlungsverlauf oft über die einzelnen Bildfelder hinaus weitergeführt werden. Wie bei den Coronas und Turbulences befolgt Franziska Furter in diesen Arbeiten Kriterien von Planung, Konzept und Zufall. Ergänzt wird die Dreiergruppe im ersten Raum von zwei blauen Seilen, die von der Wand hängen und auf Augenhöhe durch eine Vielzahl von Knoten miteinander verbunden sind. Franziska Furter nennt diese Serie von Arbeiten Trap. Durch den Knotenknäuel verbinden sich die beiden Seile zu einer skulpturalen Anordnung.

 

Im nächsten Raum befindet sich ein weiteres Werk aus der Serie der Trap/Bay, das visuell den Eingangsbereich mit dem Hauptraum der Galerie verknüpft. In diesem Raum befinden sich ausserdem zwei weitere Bildgruppen der Refractions mit drei beziehungsweise fünf Bildelementen. In der vergleichenden Betrachtung der beiden Refractions eröffnen sich musikalische Ebenen: Die dreiteilige Gruppe Refractions/Luwimbi kann als Kammerspiel bezeichnet werden, während in der fünfteiligen Anordnung Refractions/Tuppiyak symphonische Töne zu hören sind. Vielleicht hat die Symphonie der Großstadt, diesmal nicht von Berlin, sondern von London, Spuren hinterlassen – ist nicht der Flusslauf der Themse in zwei Blätter der Fünfer-Gruppe zu erkennen? Auf dem Boden befinden sich an zwei Orten verteilt insgesamt neun Arbeiten aus der Gruppe der Storms. Dabei handelt es sich um geknotete Seilteppiche, die ein beachtliches Gewicht aufweisen und sich wie Wolkenformationen auf dem Boden gesetzt haben. Knoten üben auf Franziska Furter eine besondere Faszination aus. Dies zeigte sich bereits in früheren Werken wie zum Beispiel in Bourdon aus dem Jahr 2010, dessen Abbildung für den Umschlag ihres Katalogs der Ausstellung 2017 im Centre d’Art Contemporain in Yverdon-les-Bains verwendet wurde. Knoten besitzen neben ihrer wichtigen Rolle in der Mathematik auch ästhetische, geheimnisvolle und magische Aspekte, die besonders im Ornament zur Geltung kommen. Dem Knoten wird in der keltischen und südindischen Kultur eine apotropäische Funktion, das Abwehren und Fangen von Dämonen zugewiesen. Neben diesen zwei Werkgruppen hängt erhöht eine Arbeit aus der Gruppe der Waveland, eine mit Stiftperlen und Nylonschnur handgefertigte Gitterkonstruktion, die an den modellhaften Aufbau von Computerlandschaften denken lässt.

 

Im hinteren Büroraum hängen drei Papierarbeiten aus der Serie der Scattered Rainbows, die erneut auf der Marmortechnik beruhen, nun aber, wie der Titel bereits vermuten lässt, farbig sind und deren Darstellung von der Künstlerin im Wasserbad intensiver bearbeitet wurde. Eine schwarze Seilarbeit aus der Serie der Traps, Trap/Phand, mit Überhandknoten schliesst die Ausstellung gegen hinten ab und stellt eine Verbindung zu den anderen Räumen her.

 

Franziska Furter hat eine installative Ausstellung geschaffen, die durch die konzise Anordnung verschiedener Werkgruppen in unterschiedlichstem Material besticht. Alle Arbeiten thematisieren die Wahrnehmung von Zeit und spielen mit den Kriterien von Planung, Konzept und Zufall.

 

 

Franziska Furter geboren 1972 in Zürich, lebt und arbeitet in Basel und Berlin

 

Stipendien (Auswahl)

2018/19 Atelierstipendium, London, Landis & Gyr, Zug

2016      Atelierstipendium, Tokyo, Atelier Mondial, Basel

2012      Werkbeitrag, Kuratorium des Kantons Aargau

 

Einzelausstellungen (Auswahl bis 2014)

2018      Circle – Lines, mit Drago J. Prelog, Birgit Lauda Art Foundation, Wien

2017      Liquid Days, CACY, Centre d’Art Contemporain d’Yverdon-les-Bains

              Franziska Furter (mit Sandra Kühne), Trudelhaus, Baden

2016      Ich taumeltürme, Lullin + Ferrari, Zürich

2014      Shapes, Traps and Spells, Lullin + Ferrari, Zürich
turbulences, Schleicher/Lange, Berlin

 

Gruppenausstellungen (Auswahl bis 2017)

2018      With Other Eyes: 10 Jahre Lullin + Ferrari, Zürich

              Diffusion, Lullin + Ferrari, Zürich

2017      Fokus Papier, Randgänge der Zeichnung, Kunstmuseum Basel, Basel

              Symbiosis, Nakanoja Biennale, Japan

              Hortus Botanicus, Helvetia Art Foyer, Basel

              On Series, Scences and Sequences, Intervention von huber.huber, ETH, Graphische Sammlung, Zürich

 

Werke von Franziska Furter befinden sich in folgenden Sammlungen (Auswahl):

Aarau, Aargauer Kunsthaus; Basel, Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett; Basel, Helvetia Versicherung; Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett; Frankfurt a/Main, Deutsche Bank; New York, Museum of Modern Art; Sélestat, FRAC Alsace; Zürich, UBS Collection, Sammlung Bank Julius Baer; Credit Suisse Collection, Zürcher Kantonalbank uva.

 

Die Eröffnung findet in Anwesenheit der Künstlerin am Freitag, 9. November 2018 von 18 bis

20 Uhr statt. Für weitere Information und Bildmaterial kontaktieren Sie bitte Lullin + Ferrari,

Limmatstrasse 214, CH–8005 Zürich, tel +41432052607, info@lullinferrari.com www.lullinferrari.com

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 12–18 Uhr, Samstag 11–17 Uhr und nach Vereinbarung

  ——————————————————————————————————————————————————————————-

 

PRESS RELEASE

 

 

Franziska Furter

 

Waves and Particles

 

10 November – 22 December 2018

Opening reception: Friday, 9 November 2018, 6 ­­­– 8pm

 

We are proud to present new works by Franziska Furter (*1972 in Zurich) in her fourth solo exhibition in the gallery. The title of the exhibition Waves and Particles hints to the wide range of works shown and allows many associations: On the one hand waves and particles are terms from quantum physics, on the other hand these designations are part of a title of a painting by Mary Heilmann and finally all works presented in the exhibition are covered by these two terms.

 

As always her shows develop evolve in the continuous experimenting of new groups of works. She works meticulously: Like a researcher she experiments and expands her image making and invents objects. In her works she remains always tangible as an acting person. Art is for her the making of, a credo she shares with Marcel Duchamp. For this she uses different techniques and activates different procedures.

 

Franziska Furter equips the first room of the gallery with a work on paper in three parts from the Refractions series. These are developments of two earlier series of works the Coronas and Turbulences based on the same principles of production. In her current studio in East London stands a water basin in which she pours an oil-bearing Indian ink and a little bit of surface tension triggering soap liquid. The colours spread over the water surface. At a certain point the artist extracts the resulted image with a sheet of paper from the water surface. She is, in contrast to the group of the Coronas, not aiming for circles, but breaks purposefully the circle and detains on the papers swelling and subsiding black lines, referring in the joined row to horizons and waves, or in the top view hinting to possible river courses. Often the lines find their prolongations in the sheet positioned next to them – sometimes they stop abruptly. These multi-part groups of images recall late medieval winged altars, in which landscape and the course of action are carried on over the single picture fields. As in the Coronas and Turbulences Franziska Furter follows in these works criteria of planning, concept and coincidence. To this triptych are added two blue ropes hanging from the wall, elaborately knotted together at eye level. Franziska Furter calls this series of works Trap. Through the ball of knots the two ropes form a sculptural order.

 

In the next room a further work of the Trap series with the subtitle Bay hangs prominently on the wall, visually connecting the entrance area with the main room of the gallery. In this room two more groups of works from the Refractions series with three respectively five pictorial elements are unfolded. In the comparative viewing of the two Refractions musical layers open up: The work in three parts Refractions/Luwimbi can be viewed as a chamber play, while in the suite in five parts Refractions/Tuppiyak symphonic tones are heard. Maybe the symphony of the metropolis, this time not Berlin but London, left marks – might not the course of the river Thames be detected on two of the five sheets? On the floor lay, distributed in two places, nine works from the groups of the Storms. These are knotted rope carpets with considerable weight, sitting on the soil like cloud formations or white sponges. Knots exert a special fascination on Franziska Furter. These was already tangible in earlier works as for example Bourdon from 2010. A photograph of Bourdon was used as the cover for her catalogue at the Centre d’Art Contemporain in Yverdon-les-Bains last year. Knots possess in addition to their important role in mathematics, aesthetic, mysterious and magical dimensions, especially coming into effect in the ornament. In Celtic and South-Indian cultures knots are assigned an apotropaic function, the defence and catching of demons. Besides these two groups of works hangs slightly higher a work from the Waveland series, a handmade grid construction of beads and nylon cord recalling the model-like construction of computer landscapes.

 

In the back room hang three works on paper from the Scattered Rainbows series made in the same technique like the Refractions, but as the title indicates now colourful and more controlled by the artist in the water basin. Two black ropes bound together with overhand knots from the series of the Traps complete the exhibition and bound the three rooms together.

 

Franziska Furter has created an installative exhibition captivating the viewer through its precise disposition of different groups of works in manifold material. All works broach the issues of perception of time and play with the criteria of planning, concept and coincidence.

The opening reception takes place, Friday, 9 November 2018, 6 to 8pm. The artist will be present. For further information and images please contact the Lullin + Ferrari, Limmatstrasse 214, CH–8005 Zurich, t. +41 43 205 26 07, info@lullinferrari.com, www.lullinferrari.com

Opening hours: Tuesday to Friday 12–6pm, Saturday 11 to 5pm, and by appointment.